In der Generation unserer Eltern war die Sache noch einfach: Nach der Schule wurde schnell ein Berufsabschluss oder das Studium absolviert, dann fand man sofort den unbefristeten Job im erlernten Beruf, hat mit Anfang zwanzig geheiratet und spätestens mit Ende zwanzig seine Kinder bekommen. Und dann stand noch Haus kaufen, Baum pflanzen und Karriere machen an.
Und was noch? Nichts mehr – dann war man erwachsen und das war es dann mit dem Leben und der Freiheit.
Aber wie sieht das heute aus?
Du wohnst mit Mitte Dreißig immer noch zur Miete, hast bisher nur befristete Arbeitsverträge gehabt, wechselnde Beziehungen und noch keine Kinder?
Dann geht es dir wie vielen Menschen heute und trotzdem bist du wahrscheinlich erwachsen geworden.
Es gibt einige Punkte, die daür sprechen, dass du, auch wenn du nur die Verantwortung für dich selbst trägst, erwachsen bist:
1. Du siehst morgens NACH dem Aufstehen die Sonne aufgehen.
2. Der positive Schwangerschaftstest der Freundin löst Freude bei dir aus. Du kannst dich mit dem Gedanken ein eigenes Kind zu bekommen anfreunden.
3. Du sprichst andere Menschen in deinem Alter mit “Sie” an.
4. Du hast dir ein Bett aus dem Möbelhaus gekauft. Du schläfst nicht mehr auf einem Sofa, einem selbstgebauten Hochbett oder einer anderen Nachtlagerimprovisation. Schlafen auf einem Sofa oder dem Fußboden würde dir ohnehin nur Rückenschmerzen verursachen.
5. Deine Vorstellungen von einem guten Urlaub haben sich geändert. Angesagt ist heute der Wellnesstrip in der Spa-Oase und nicht mehr per Anhalter durch Polen zu reisen.
6. Bei einem Unfall mit Blechschaden gilt dein erster Anruf deiner Versicherung und nicht mehr deinem Vater.
7. Du hast eigene Versicherungen abgeschlossen. Also so etwas wie Haftpflichtversicherung, Hausratversicherung, Rentenversicherung, Unfallversicherung, Lebensversicherung und so weiter sind keine Fremdwörter mehr für dich. Und deine Autoversicherung wird langsam billiger, während mit deinen Autoraten das Gegenteil passiert.
8. Du rechnest schon mal aus, ob du mit dem Geld, was du monatlich für die Miete ausgibst nicht doch besser eine Eigentumswohnung finanzieren könntest. Oder vielleicht gleich ein eigenes Häuschen im Grünen?
9. Du wählst deine Kleidung danach aus, was du schön findest. Kriterien wie hipp, schräg, provozierend, cool, ungewöhnlich oder total angesagt spielen keine Rolle mehr. Und eine Jeans und ein Pulli gelten nicht mehr als schick angezogen.
10. Du kannst jeden Tag der Woche etwas anderes kochen. Und das ohne die Verwendung von Fertigprodukten, dem Kochbuch oder Anrufen bei deiner Mutter.
11. Wenn du dich von deinem Partner trennst, bleibt das auch dabei. Eine Versöhnung wird höchstens noch einmal versucht und nicht wie früher irgend etwas zwischen mindestens drei und maximal zwanzig Mal.
12. Nach einer Feierlichkeit am Samstagabend verzichtest du auf Einladungen zum Trinken des Restalkohols am Sonntag. Deine Gedanken am Sonntag drehen sich um die nützliche Wirkung von Kopfschmerztabletten, Infusionen oder Anrufen beim Notarzt.
13. Du gehst abends um 22 Uhr ins Bett, wenn du müde bist, ohne dich dafür zu schämen.
14. Du empfindest Praktika nicht mehr als tolle berufliche Chance, sondern als Ausbeutung deiner Person.
15. Du hast Zimmerpflanzen, die sich bei dir wohlfühlen, wachsen, gedeihen und Blüten bekommen. Kakteen werden der Fairness wegen hier nicht mitgerechnet. Und rauchen kann man auch keine deiner Pflanzen.
16. Eine deiner wichtigsten Verabredungen mit deinen Freunden ist der Brunch am Samstag- oder Sonntagvormittag. Gern lädst du dazu alternativ auch Verwandtschaftsmitglieder ein.
17. Du hast Mitleid mit den gerade angesagten Teenie-Stars. Der Ruhm wird sie alle doch sowieso kaputt machen.
18. Du beginnst dir Hobbys zum Ausgleich zu suchen. Dabei findest du Dinge wie Marathon laufen, Stricken, Malkurse, Kochkurse oder Modellflugzeuge basteln plötzlich ganz toll. Bungeejumping ist dir leider viel zu gefährlich.
19. Dein Kühlschrank enthält mehr Essen als Bier und Prosseco.
20. Du verstehst endlich, was deine Eltern damals immer gemeint haben. Und vielleicht fragen sie dich inzwischen um Rat.